Die duftende Tradition: Weihnachtsplätzchen mit Ausstechformen in Deutschland
11.10.2025
## Die duftende Tradition: Weihnachtsplätzchen mit Ausstechformen in Deutschland
Das Backen von Weihnachtsplätzchen mit Ausstechformen ist eine tief in der deutschen Kultur verwurzelte Tradition, die für viele Familien untrennbar mit der Adventszeit verbunden ist. Der Duft von Zimt, Nelken und Anis, der durch die Häuser zieht, das gemeinsame Ausrollen des Teiges und das kreative Verzieren der ausgestochenen Motive wecken Kindheitserinnerungen und schaffen eine besinnliche Atmosphäre. Doch woher stammt dieser liebgewonnene Brauch? Seine Ursprünge reichen weit zurück und haben sich über Jahrhunderte entwickelt.
### Von klösterlichen Backstuben zur bürgerlichen Weihnachtstradition
Die Geschichte der Weihnachtsbäckerei in Deutschland lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. In den Klöstern war es üblich, zur Feier der Geburt Christi besonders kostbares Gebäck herzustellen. Mit teuren Gewürzen aus dem Orient wie Zimt, Kardamom und Muskatnuss, die an die Gaben der Heiligen Drei Könige erinnerten, und in symbolträchtigen Formen, entstanden die Vorläufer unserer heutigen Plätzchen. Diese sogenannten "Gebildbrote" wurden oft an Arme verteilt und dienten auch als essbarer Schmuck für die ersten Weihnachtsbäume.
Die Tradition, Plätzchen in spezifischen Formen auszustechen, ist jedoch jüngeren Datums. Erst im 17. und 18. Jahrhundert kamen die ersten handgefertigten Ausstechformen aus Holz oder Metall auf. Sie waren zunächst ein Luxusgut und in bürgerlichen Haushalten zu finden. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert änderte sich dies grundlegend. Ausstechformen konnten nun in Massenproduktion hergestellt werden, was sie für eine breite Bevölkerungsschicht erschwinglich machte. Dies trug maßgeblich zur Verbreitung des Brauchs bei und etablierte das gemeinsame Plätzchenbacken als festen Bestandteil der vorweihnachtlichen Familientradition.
### Symbolik im Teig: Beliebte Motive und ihre Bedeutung
Die Wahl der Ausstechformen ist selten zufällig. Viele der klassischen Motive haben einen christlichen oder jahreszeitlichen Bezug und erzählen kleine Geschichten:
* **Sterne:** Sie symbolisieren den Stern von Bethlehem, der den Heiligen Drei Königen den Weg zur Krippe wies. Der Zimtstern gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Weihnachtsplätzchen in Deutschland.
* **Engel:** Als Himmelsboten, die die Geburt Jesu verkündeten, sind Engel ein zentrales Weihnachtsmotiv.
* **Tannenbaum:** Er steht als immergrüne Pflanze für Hoffnung und neues Leben mitten im Winter.
* **Herz:** Das Herz symbolisiert die Liebe, die mit dem Weihnachtsfest und der Geburt Jesu verbunden ist.
* **Glocken:** Sie läuten die frohe Botschaft der Geburt Christi ein.
* **Tiere:** Ochs und Esel aus der Krippenszene, aber auch Rehe oder Eichhörnchen als Waldbewohner im Winter sind beliebte Motive.
Neben diesen traditionellen Formen erfreuen sich heute auch modernere und weltlichere Motive großer Beliebtheit. Schneemänner, Schneeflocken, Schaukelpferde und fantasievolle Figuren ergänzen das klassische Repertoire und lassen der Kreativität freien Lauf.
### Ein Brauch, der Generationen verbindet
Das gemeinsame Ausstechen und Verzieren der Plätzchen ist oft ein soziales Ereignis, das Generationen am Küchentisch zusammenbringt. Großeltern geben ihre überlieferten Familienrezepte an ihre Kinder und Enkelkinder weiter. Es wird erzählt, gelacht und natürlich auch vom rohen Teig genascht. Die fertigen Plätzchen werden in schön verzierten Dosen aufbewahrt, an Freunde und Familie verschenkt oder auf dem "bunten Teller" am Heiligen Abend serviert.
### Regionale Besonderheiten
Während die Tradition des Ausstechens in ganz Deutschland verbreitet ist, gibt es doch regionale Unterschiede in den bevorzugten Teigarten und Spezialitäten. So sind im Süden Deutschlands beispielsweise "Springerle", ein Anisgebäck, das mit speziellen Modeln in Form gebracht wird, sehr beliebt. Im Rheinland kennt man den Spekulatius, der mit einer Formwalze seine typischen Motive erhält. Die klassischen "Butterplätzchen" oder "Mürbeteigplätzchen" zum Ausstechen sind jedoch im ganzen Land ein fester Bestandteil der Weihnachtsbäckerei. Eine Umfrage ergab, dass Mürbeteigplätzchen zu den am häufigsten selbst gebackenen Sorten in Deutschland gehören, auch wenn die Vorliebe beim Verzehr oft den aufwendigeren Vanillekipferln oder Lebkuchen gilt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Tradition des Weihnachtsplätzchenbackens mit Ausstechformen weit mehr ist als nur die Herstellung von süßem Gebäck. Sie ist ein Stück gelebte Kulturgeschichte, ein sinnliches Erlebnis, das die Vorfreude auf das Weihnachtsfest steigert und ein wichtiger sozialer Brauch, der den Zusammenhalt in den Familien stärkt. Zur Neuigkeiten-Übersicht